Der Sohn des Gaucho by Franz Treller

Der Sohn des Gaucho by Franz Treller

Autor:Franz Treller [Treller, Franz]
Die sprache: eng
Format: epub
Herausgeber: MOST Publishing


Die Puelchen

Am Morgen erschienen Boten im Lager und fragten nach dem Capitano. Sie berichteten über die Lage in der Pampa und brachten Botschaft von dem Befehlshaber der weiter südlich operierenden Gauchoschar. Alfonso Diaz ließ die Unterführer zusammenrufen und unterrichtete sie über die eingetroffenen Meldungen. Danach hielten die Puelchen in starker Zahl im Westen des Waldsees. Der Anführer der südlichen Abteilung schlug vor, Diaz sollte mit ihm am Ufer des Salmonero, eines salzigen Sumpfes etwa in der Mitte zwischen beiden Kampfgruppen gelegen, zusammentreffen. Die Caudillos stimmten zu, und gleich darauf riefen die dumpfen Töne der Hörner die Reiter in den Sattel. In kurzer Zeit war alles bereit. Aurelio bestieg den Braunen seines Vaters; Cid war bereits abgeholt worden, und Don Juan schwang sich auf das gefangene Indianerpferd, dem er den eigenen Sattel aufgelegt hatte.

Die Gauchoschar war in drei Abteilungen gegliedert, deren jede unter einem besonderen Anführer stand, während Alfonso Diaz das Ganze leitete. Bei der ersten Abteilung, die auch zuerst aufbrach, befand sich Jeronimo Diaz; er ritt, wie Aurelio zornig bemerkte, auf Cid. Die zweite Abteilung folgte, mit ihr Alfonso Diaz selbst; die dritte stand unter dem Befehl Juan Perez'. Sie bestand größtenteils aus jüngeren Leuten; Aurelio unter ihnen.

Die Reiter waren in landesüblicher Art mit Lanze, Lasso und Bolas ausgerüstet. Nur wenige trugen Gewehre auf dem Rücken; auch Aurelio führte seine Büchse mit. Späher waren der vorrückenden Streitmacht weit vorausgesandt, die nun in leichtem Galopp über die Pampa ritt.

Nach einigen Stunden machten sie Halt und fütterten die Pferde. Sie sprachen von dem bevorstehenden Kampf. Aurelio fiel ein, was ihm Don Enrique über europäische Reiterangriffe erzählt hatte. »Unsere Kampfesweise ist falsch«, sagte er. »Ein geschlossener, wohlformierter Angriff erzielt ganz andere Wirkungen als der Ansturm einer ungeordneten Reiterschar.« Die jungen Männer hörten ungläubig zu; einige lachten. Sie waren gewöhnt, in wilden Haufen, jeder einzelne sich der Schnelligkeit seines Pferdes überlassend, anzugreifen, der eigenen Kraft und Geschicklichkeit vertrauend. »Du wirst uns noch erzählen, daß die Europeos besser reiten als die Gauchos!« lachte ein junger Mann.

»Nein, Don Emilio«, sagte Aurelio, »das glaubt selbst mein Freund, der Aleman, nicht. Er sagt, die Gauchos seien die ersten Reiter der Welt. Trotzdem würden sie einem geschlossenen Angriff europäischer Reiterformationen nicht widerstehen können.«

»Das mag er ruhig glauben«, sagte Don Emilio, »er hat sicher noch keine Gauchos beim Angriff gesehen.«

»Wahrscheinlich doch«, erwiderte Aurelio, »sicherlich können wir jedenfalls von den Europeos, was die Kriegführung betrifft, mancherlei lernen. Mein Vater hat unter den großen Capitanos gefochten, und sie alle hatten ihre Feldherrenkunst von den Europeos gelernt oder sie in Spanien oder Frankreich erworben.«

»Da drüben sollen die Leute gar zu Fuß kämpfen, habe ich gehört«, sagte ein anderer, »mich schaudert, wenn ich daran denke.«

»Sie kämpfen wirklich zu Fuß«, versetzte Aurelio, »und mein Lehrer, Don Estevan, hat mir erzählt, daß selbst die furchtbaren Reiterangriffe des großen Franzosenkaisers Napoleon in einer großen Schlacht an den fest im Viereck stehenden Fußtruppen gescheitert sind.«

»Napoleon hätte Gauchos haben müssen, dann hätte er gewonnen«, lachte ein junger Mann.

Während sie noch so dasaßen und plauderten, riefen die Hörner zum Aufsitzen. Wenig später saßen alle im Sattel.



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